Mit dem Rad entlang der künftigen S4

 

Es ist das wichtigste, größte und langfristigste Nahverkehrsprojekt im Hamburger und Wandsbeker Osten: Die neue S-Bahn-Linie S4. Eine neue Bahntrasse wird entlang der bisherigen DB-Strecke nach Bad Oldensloe gebaut, die S-Bahn erhält ihr „eigenes“ Gleis. Als Stromträger werden sowohl die aus dem Stadtgebiet bekannten Stromschienen entlang der Gleise als auch, im nördlichen Abschnitt, Oberleitungen wie bei der S-Bahn nach Stade genutzt.

Gemeinsam mit den beiden lokalen Bürgerschaftsabgeordneten Ole Buschhüter und Lars Pochnicht hat sich am Tag der Deutschen Einheit Finanzsenator, Eisenbahnfan und Bürgerschaftsabgeordneter aus Volksdorf, Dr. Andreas Dressel, auf den Drahtesel geschwungen und ist mit rund fünfzig Interessierten, darunter auch die Wandsbeker SPD-Fraktionsvorsitzende Anja Quast, die Strecke von Rahlstedt bis zum Wandsbeker Markt abgefahren.

Die Strecke zwischen Hamburg und Bad Oldesloe ist eine der am meisten befahrenen Pendlerstrecken rund um die Hansestadt. Zwischen 2000 und 2010 hat die Anzahl der Reisenden auf diesem Abschnitt um 50 Prozent zugenommen. Nicht nur das nordöstliche Umland soll damit besser erschlossen werden, auch der Hamburger Hauptbahnhof soll als bisheriges „Nadelöhr“ entlastet und der S-Bahnverkehr in die Innenstadt noch weiter verstärkt werden.

Natürlich gibt es bei solchen Projekten immer Fürsprecher und Gegner. So waren auch Kritiker mit dabei und haben auf den aus ihrer Sicht zunehmenden Güterverkehr hingewiesen – der würde sich durch die Trennung von Güter- und Personenverkehr noch weiter verstärken. Dabei wird häufig ein ganz entscheidender Faktor vergessen: Der Lärmschutz. Entlang der gesamten S4 – und damit auch entlang der östlichen Güterumgehungsbahn – werden neue Lärmschutzwände gebaut. Warum? Weil durch den Ausbau der S4-Trasse dazu die Verpflichtung besteht. Gäbe es keinen Ausbau für die S-Bahn, gäbe es auch keinen Lärmschutz gegen die Güterzüge. Daher ist, selbst wenn es mehr Züge künftig auf dem Gleis gäben sollte, die S4 ein Gewinn für Lärmschutz und Nahverkehr.

Gerade an den Haltestellen wurde kontrovers darüber diskutiert, ob und wie die Verlegung der Haltestellen gerade im Wandsbeker Kerngebiet erfolgen soll. So wird die bisherige Haltestelle Wandsbek aufgegeben und dafür an zwei anderen Standorten – am Holstenhof weg und in der Nähe des Wandsbeker Rathauses (Bezirksamt) – neue Stationen errichtet. Klargestellt wurde auch: Alle Haltestellen werden barrierefrei und erhalten moderne Fahrrad-Abstellanlagen. An zwei Stellen wurden konkrete Hinweise als Prüfaufträge notiert: Zum einen sollen die provisorischen Baustraßen, die bei einem Bau während laufenden Bahnbetriebes notwendig sind, noch einmal überprüft werden, damit so wenig Bäume wie möglich fallen müssen. Zum anderen soll am Bahnhof Holstenhofweg ein zweiter Bahnhofseingang im Westen in Erwägung gezogen werden oder zumindest ein späterer Nachtrag möglich sein.

Den Abschluss der knapp 10 Kilometer langen Radtour bei konstant regenfreiem Wetter bildete ein gemeinsames Kaffeetrinken mit verdientem Kuchen im Kreishaus der SPD am Wandsbeker Markt. Dabei wurde auch die Idee geboren, dieses Format einmal jährlich zu wiederholen, um stets im Dialog über die weiteren Schritte zu kommen. 2020 starten bereits voraussichtlich die ersten Teilbaumaßnahmen, 2025 soll die Teilinbetriebnahme bis Rahlstedt erfolgen und zwei später soll die gesamte Strecke fertig sein. Alles dann, wenn keine langwierigen Klagen von Anwohnern das Verfahren nicht über die Maßen in die Länge ziehen.